12. Die Sagen von der Entstehung der Burg Altena.

[15] (Nach Montanus Bd. I. S. 188.)


Es giebt eine doppelte Sage von der Entstehung des Namens der Bergischen Bergveste Altena. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts soll nämlich ein Graf Hermann vom Berge, Vogt von Deutz, nachdem er einen Ueberfall seiner Leute durch den Grafen von Arensberg bei Neustadt abgeschlagen, an der Lenne ein Schloß als Schutzwehr gegen diese seine feindlichen Nachbarn erbaut haben, und dieses soll davon, als jene wiedergekommen, aber ihre Gegner auf ihrer Hut und ihnen selbst all zu nah gefunden, den Namen Allzunah (Altena) erhalten haben.

Eine zweite Sage setzt aber das Jahr der Erbauung der Burg erst später um das Jahr 1000. Es hätten nämlich zwei Brüder, Römer, aus dem alten weitberühmten Geschlechte der Ursiner (Orsini) dem Kaiser Otto die damals wilde Gegend um Wupper und Lenne abgekauft und an der Lenne ein Schloß zu bauen beschlossen. Als dort die Arbeiter mit Holzfällen beschäftigt gewesen, ist ein Haselhuhn aufgeschreckt worden und Schutz suchend in den Schooß des einen der Herren geflogen, der es in seinem Mantel aufgefangen und dann zu den Arbeitern gesprochen hat: »Gottes Gnade wird unserm Unternehmen ein gutes Gedeihen geben, schon sandte er ein glückliches Zeichen, drum wacker an's Werk!« Da ist aber der mächtige Graf von Arensberg gekommen, hat Einspruch gethan gegen das Bauen und gesagt: »Dies Schloß, das Ihr errichtet, ist allzunah!« Er glaubte sich nämlich durch das Bauen beeinträchtigt. Aber die Bauherrn haben sich nicht stören lassen, fleißig fortgebaut und das herrliche Schloß vollendet. Da die Veste noch ohne Namen war, so haben sie solche nach den Worten des Arensberger, ihm zum Spott Allzunah (nach dortiger Mundart: All te nae) genannt. Vergeblich hat dann der Arensberger die Burg belagert, um sie zu zerstören; sie blieb unbezwingbar. Darauf haben die Brüder Ursini ein anderes Schloß näher bei Cölln erbaut, welches Altenberg genannt ward.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 15.
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