24. Das Marienbild zu Neviges.

[27] (Nach Leibing S. 46.)


Das wunderthätige Marienbild, welches jetzt im Franziskanerkloster zu Neviges oder Hardenberg verehrt wird, soll sich früher zu Dorsten befunden haben. Dort hing es in der Zelle eines frommen Priesters, welcher jeden Abend nach dem Chorgesang noch vor demselben zu beten pflegte. Bei solcher Gelegenheit sprach eines Nachts das Bild zu ihm: »Bringe mich nach Hardenberg,[27] da will ich verehrt sein!« Auf dieselbe Weise hörte er in der folgenden Nacht das Nämliche mit dem Zusatze: »Binnen anderthalb Jahren wird ein großer Fürst tödtlich erkranken und nicht genesen, er thue denn ein Gelübde nach dem Hardenberg. Daselbst soll er mir ein Kloster bauen. Schreibe das dem Pater, der jetzt den Bau anfängt.« Die Hardenberger Herrschaft war nämlich schon mit der Gründung des vollständigen Klosters beschäftigt. In der dritten Nacht ließ sich das Bild wieder vernehmen und gab die Art seiner Uebertragung an.

Während der Priester nun mit seinen Vorgesetzten die Sache noch berieth, erkrankte im folgenden Jahre der Fürstbischof von Paderborn. Da eilte der Abt von Werden mit dem Wunderbilde zu ihm, theilte ihm die Verkündigung mit und erhielt von ihm die Zusage, daß er das Kloster zu Hardenberg werde erbauen lassen, wenn er wieder genesen sollte. Bald darauf ward der Fürstbischof wieder gesund und baute nun auf seine Kosten das Kloster Hardenberg auf, in dem fortan das redende Bild verehrt wird.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 27-28.
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