78. Die Erscheinung auf dem Galgenfelde bei Aachen.

[97] (Poetisch behandelt von Flecken S. 24 etc.)


Hoch und frei liegt das Aachner Königsthor und zehn Minuten weiter das sogenannte Galgenfeld. Da stand vor alten Zeiten Galgen und Rad, wo mancher arme Sünder sein Leben hergeben mußte, und da brannte mancher Scheiterhaufen für Hexen und Zauberer. Auf diesem Felde wächst durchaus nichts, in der Mitte desselben aber steht ein hoher Eichbaum. Man sagt nun, daß um die Mitternachtsstunde die Seelen der dort Hingerichteten aus ihren einsamen Gräbern aufsteigen und sich um den Baum schaaren, dann kommt der Priester, der sie zur Richtstätte geführt hat, und rings umher erblickt man geisterhafte Zuschauer. Hat nun der Geistliche für sie gebetet, dann versinkt Alles wieder in die frühere Stille und die Geister der Gerichteten suchen ihre Gräber wieder.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 97.
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