167. Die Erbauung der Kreuzkirche zu Breslau.

[181] (S. Phil. Jac. Sachs a Loewenheim in d. Ephemer. natural Curios. Dec. I. Ann. I. Observ. 116 p. 169 [mit Abbild.]; darnach Gödsche S. 26.)


Als Herzog Heinrich IV., Probus genannt, dem h. Bartholomäus eine Kirche erbauen ließ, fanden beim Grundgraben die Arbeiter eine von der Natur seltsam geformte Wurzel. Dieselbe stellte in ihrem Obertheile ein Kreuz dar, an welchem sich der Heiland befand. Am untern Theile aber waren zwei Bilder angewachsen, auf jeder Seite eins, welche zwei knieenden Menschen glichen, die ihre Köpfe seitwärts hingen und die Hände in die Höhe hoben, als ob sie beteten. Das Obertheil ist im 30jährigen Kriege verloren gegangen, das Untertheil aber wird noch gezeigt. Als nun der Herzog über die Bedeutung dieses Wunderzeichens seinen Beichtvater befragte, so sagte dieser, es wolle anzeigen, daß er hier eine Kirche zum h. Kreuze erbauen solle. Darauf ließ der Herzog, um seinem frühern Gelübde nicht untreu zu werden, eine zweite Kirche auf die erste erbauen, dieselbe ward nach 7 Jahren fertig und dem h. Kreuze geweiht. In dieser Kirche liegt er übrigens auch begraben. Außerdem zeigt man am Eingange der Kirche an der Wand ein sogenanntes Sceleton oder Bein von einem mächtigen Riesen, der einst hier gehaust haben soll, und das man ebenfalls beim Grundgraben gefunden hat. Sonst gilt als Wahrzeichen der untern Kirche noch, daß so viele hölzerne Stufen sich auf der Stiege befinden, um so viel der Dom erhöht worden ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 181-182.
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