208. Wahlenwegweiser im Zobten.

[228] (Aus einer Handschrift abgedr. b. Burghart S. 152 etc.)


1. Ein Dorf heißt Bielau, allda geht ein Kirchsteig auf die Gurcke zu, und bei der Gurcke ist ein Kirchsteig, da ist ein Rasteweg auf der linken Hand gegen Schweidnitz zu, da kommst Du auf einen schmalen Steg über den Berg, der vor Dir ist, darnach steige den Berg hinab, so findest Du ein Loch in einem Gesträuche, darin ist Gold, greife hinein bis an den Ellbogen, so wirst Du gewiß finden gediegen Gold als wie Erbsen und Bohnen.

2. Item im Zobtenberge gegen Mittag und gegen den Fluß, der durch die zwei Berge, Geiers- und Zobtenberg auf Klein-Kniegnitz fließt, daselbst ist ein schwarzes Erz als wie Steinkohlen. So mußt Du gehen auf die Wiere unter dem Tampelt, so kommst Du auf den Weg, der da geht zwischen den zwei Bergen, da ist auch solches Erz, das bringt große Frommen.

3. Item wenn Du auf den Tampelt kommest, so frage nach dem Wege, der da gehet auf das Schloß und wenn Du wohl hinaufkommst vor den Brunnen, so siehe Dich um nach einem Stein, der steht auf der rechten Hand49, von dem Steine etliche 20 Schritte wirst Du auf ein eben Flecklein kommen, da siehest Du einen großen Stein, darunter findest Du eine Höhle, die ist mit Holz zugedeckt, darinnen findest Du Gold, ganz gediegene Stücke, als die Hühnereier groß. Darnach gehe von dem Schlosse über die Wiesen,[228] daß Du das Kreuz triffst, so findest Du eine Tanne mit 3 Kreuzen, 8 Schritte davon ist eine Grube, darin ist Gold.

4. Im Zobtenberge gegen Schweidnitz zu da suche den Antimonium, da wirst Du ihn finden, findest Du ihn nicht, so frage nach den Schiefersteinen, darin suche den Antimonium, der liegt bei 6 Viertel tief, der hat braune Farbe, und wenn Du ein Pfund hast, darin ist ein Loth Gold, wie ein Rubin roth.

5. Am Zobtenberge fließt ein Wässerlein durch 2 Zäune, gegen dem Wasser am Mittage, da ist ein gut Erz, die Steine sind schwarz wie Kohlen; weiter gehe das vorgenannte Wasser hinauf, so kommst Du auf einen Weg, der gehet zwischen 2 Bergen, da wirst Du einen Brunnen finden, darinnen ist auch solch Erz, es bringt großen Frommen. Item gehe von da auf die Schweidnitz, so wird Dir eine Mühle auf der rechten Hand liegen bleiben, gehe von der Mühle das Wasser hinauf bis an die Höhe des Berges und siehe in dem Wasser, darin ist ein Zug schwarzer Steine, das ist 20 Loth, das allerfeinste Gold, theile mit den Armen. Ein wenig höher am Berge nicht weit von einem Brünnlein, da ist ein Zug gediegen Gold. Hernach gehe an die Strehl'sche Straße, wie reinwärts geht, item gegen den Mittag und das Wasser, das da fließt durch die zwei Berge, Geyers und Klein-Silsterwitz, daselbst ist ein Erz und ein schwarzer Stein.

6. Im Zothischen gegen Silsterwitz zwischen 2 Mühlen ist ein Brunnen, darin findest Du Goldkörner, die sind schwarz und so groß als Erbsen. An demselben Wasser hinauf gegen den Hengestein suche mit Fleiß, so wirst Du finden große Erzsteine, die tragen das dritte Theil Gold, so findet man auch dabei gute Edelsteine.

7. Es haben einige Leute auf dem Zobtenberge auf eine Goldader getroffen50 und bereits etliche Centner desselben Metalls vom Berge heruntergebracht, da sie ihrem Vorgeben nach aus 18 Pfund Metall 15 Pfund Gold gemacht und zwar also: man hat es dem Wildegans vertraut, der hat es durch Zuschub Anderer dazu gebracht, daß er fein Ducatengold daraus bekommen. Nun ist Wildegans todt, die Leute, so das Metall in Schlesien gefunden, auch todt; die Erben wußten es nicht zu gebrauchen, haben es einem Freunde nach Thorn kund gethan und ein ziemlich Stück als Probe hingeschickt. Man hat dann eine Probe von Warschau davon erhalten, ein Stück Goldes, eine Bohne groß. Die Leute wollten Geld über Geld geben, daß sie nur die Elaboration erlernen möchten, denn sie hatten schon einige Centner davon im Hause, hielten aber den Ort auf dem Berge geheim, weil da noch eine große Menge desselben Metalls sein sollte.

Auf dem Berge, wo das Metall gegraben ward, haben sie auch Steinchen gefunden, vermuthlich böhmische Diamanten. Im Kriege (wohl dem 30jährigen?) sind einige Welsche wohl dreizehn Male des Jahres aus Welschland gekommen, um dieses Metall auf dem Zobtenberge zu graben und haben es bei einer alten Frau, so nahe am Zobtenberge gewohnt, geschmelzt, und nachdem sie die quinta essentia davon genommen und sich wohl besponnen, sind sie allemal wieder in ihr Land gezogen, gedachte Wirthin aber, die ohnehin auf dem Berge nach Kräutern gegraben, hat den[229] Ort und Platz ausgekundschaftet; sie sind darüber ertappt und nachdem sie darüber bedrohet worden, sind sie nicht mehr hingekommen, weil sie, wie die Alte ausgesagt, mit ihren Augen gesehen, daß sie große Klumpen Gold und Silber davon getragen. Ueber diese hierbei geschickten Proben soll noch eine andere Art dieses Silbermetalls vorhanden sein, das hat der alten Frauen Sohn zu Thorn an einen gewissen Schöning daselbst verpfändet und dieser es für echt erkannt.

49

Diesen Stein mit einem mehrere Ellen langem A. bezeichnet, fand Burghart noch wie er sagt (S. 155) in der Nähe des Brunnens am Wege liegen.

50

S. Burghart S. 156 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 228-230.
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