227. Bräutigam in der Christnacht gesehen.

[262] (S. Erasmus Francisci, Höllischer Proteus S. 878.)


Es haben einst in einer Stadt in Schlesien sich in der Christnacht um 12 Uhr drei vorwitzige Hoffräuleins an einen für sechs Personen gedeckten Tisch gesetzt, drei Teller an ebenso vielen leeren Stellen waren für ihre erwarteten Liebsten, die auf ihre Einladung erscheinen sollten, bestimmt. Es sind aber nur zwei Cavaliere hereingekommen und haben sich zu zweien Jungfrauen an den Tisch gesetzt, der dritte erwartete Gast aber ist ausgeblieben. Als nun dessen Geliebte hierüber traurig und ungeduldig ward, ist sie endlich nach langem vergeblichen Harren aufgestanden, hat sich ins Fenster gelegt und hinaus geschaut. Da hat sie gegenüber einen Sarg gesehen, in dem hat eine Person gelegen, die ihr ganz gleich sah. Darüber ist sie dermaßen erschrocken, daß sie sofort erkrankt und wenige Tage darauf gestorben ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 262-263.
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