263. Der böse Hans vor Drossen.

[284] (S. Ziehnert Bd. III. S. 118 etc.)


»Hans hat sich das Maul verbrannt« ist ein Sprichwort, welches man im ganzen Märkerlande vernimmt. Damit ist der böse Hans gemeint, jener Herzog von Sagan, den wir bereits oben kennen gelernt haben. Derselbe suchte auch die Brandenburger Lande oft mit seinen Raubzügen heim und so kam er einst auch bis vor Drossen, einem Städtchen im Sternberger Kreise (des jetzigen Regierungsbezirks Frankfurt a.d.O.) um die Bürger zu vertreiben oder zu morden und ihre Häuser zu plündern und niederzubrennen. Die Drossener waren aber keine feigen Memmen, sie rüsteten sich zur tapfern Gegenwehr, und als der Herzog mit seinen Leuten heranstürmte und ihre Mauern zu ersteigen suchte, da standen sie oben Mann an Mann und trieben mit aller Kraft den Sturm ab. Allein ihrer waren zu wenig und als sie sahen, daß der Herzog mit frischen Truppen heranstürmte, da sank ihnen der Muth und schon wollten sie herab von den Mauern flüchten, da kamen ihre Weiber und sprachen ihnen zu und erinnerten sie an ihre Pflicht gegen sie und schleppten in Pfannen und Kesseln siedend heißen Brei herbei, den sie in ihren Häusern gekocht hatten, und als die Feinde jetzt auf Leitern die Mauern heranklimmten, da gossen sie ihnen denselben auf die Köpfe und Rücken, also daß sie halb verbrannt und erstickt eilig den Rückzug suchen mußten. Davon ist aber das Sprichwort geblieben: »Herr Hans hat sich vor Drossen am Brei das Maul verbrannt!«

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 284.
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