285. Wie die Kunst der Schleierverfertigung nach Hirschberg gekommen ist.

[337] (S. Zeller a.a.O. S. 156.)


Gegen das Ende des 16. Jhdts., noch ehe man 1600 zu schreiben angefangen, soll ein Schuhknecht seines Handwerks und ein Stadtkind aus Hirschberg auf seiner Wanderschaft nach Holland gekommen sein, allwo er feine Schleier machen sah und bei sich erwogen haben soll, daß man solche auch in seinem Vaterlande, und zwar wegen der Menge feiner Garne, mit weit geringeren Kosten verfertigen könne. Darauf hat er sich nach dortigem Gebrauche auf fünf Jahre in die Lehre begeben und ist nach wohl erlerntem Handwerk ohne Anstoß wieder von dort nach Hirschberg zurück gekommen. Hier hat er nun mit Hilfe eines Leinwebers einen Versuch mit einem solchen Schleier gemacht und ist hernach solches sein Meisterstück bei einer vornehmen Standesperson in Breslau, ob es wohl nicht eben zum Besten gerathen, mit gutem Nutzen losgeworden. Dies hat nicht nur ihn veranlaßt, fortzufahren, sondern es haben die Kunst auch Andere von ihm erlernt, bis sie sich soweit ausgebreitet hat, daß Hirschberg in der ganzen Welt damit berühmt worden ist. Die gestreiften und gepünkten Schleier dagegen sind nicht sehr alt und erst seit dem Ende des 17. Jhdts. in Schwung gekommen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 337.
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