308. Die Bluttöpfe hinter dem Altar in Lauban.

[367] Als die Hussiten in die Stadt einbrachen, haben sich die frommen Bürger in die Kirche begeben und ein Salve Regina angestimmt. Da sind die Hussiten hineingedrungen und haben ihnen allen, Priestern und Laien, die Köpfe abgeschlagen. Und es floß so viel Blut, daß man es nach ihrem Abzuge in Töpfen aufgeschöpft und dieselben als theure Reliquien aufbewahrt hat. Die Töpfe wurden für heilig gehalten, da, als sie einmal von etlichen leichtfertigen Gesellen gestohlen worden waren, diese ihre Unthat mit dem Leben büßen mußten.

Der Kantor steckte, als ihm der Kopf abgeschlagen wurde, einen Schul-Knaben, Namens Johann Kracker, unter seinen weiten Mantel und rettete ihm dadurch das Leben. Drei Tage hat der Knabe unter den Leichen zugebracht und sich von den Brodkrüstlein aus den Schubsäcken seiner erschlagenen Kameraden das Leben gefristet.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 367.
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