412. Puks zieht mit dem Gebälk.

[457] In Swinemünde stand ehemals an der Ecke der Königsstraße ein kleines Haus, in welchem ein Mann wohnte, dem Alles nach Wunsch ging und der zuletzt ganz wohlhabend wurde. Das kam daher, daß er einen Puks hatte, der ihm in der Wirthschaft behülflich war und den man oft des Nachts im Hause klappern und hämmern hörte. Als der Mann starb, kam das Haus an einen Bäcker, der ein schönes steinernes Gebäude an der Stelle aufführte und auch das alte Gebälk hinauswarf und neues nahm, damit das Haus recht haltbar würde. Das war aber sehr zu seinem Schaden. Denn von dem Augenblick an wich das Glück von der Stelle und er ist seines Lebens nie wieder recht froh geworden. Sein Nachbar in der Lootsenstraße aber kaufte ihm das Gebälk ab und baute sein Dach damit aus. Und darin saß der Puks; denn von Stund an wurde der Nachbar ein wohlhabender Mann und ist's geblieben bis an seinen Tod. Kein Mensch aber konnte recht begreifen, wie das kam, bis endlich einmal ein Paar Kinder auf den Boden kamen und dort ein kleines Männchen sitzen sahen; das trug einen großen aufgekrämpten Hut und einen rothen Rock mit blanken Knöpfen, von denen sieben auf jeder Seite saßen. Da wußte man denn, woher der Wohlstand kam.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 457.
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