449. Die neun Berge bei Rambin und der Riesenstein bei Nadelitz.

[477] (S. Arndt, Märchen und Jugenderinnerungen Bd. I. S. 155-157. [II. A. Berlin 1842 S. 133 etc.])


Etwa eine Viertelmeile von dem Dorfe Rambin auf Rügen sieht man auf der Ebene, wo die Feldscheide der Dörfer Rodenkirchen und Götemitz ist, neun kleine Hügel wie Hünengräber, die man gewöhnlich die neun Berge von Rambin nennt. Ein großer Riese auf Rügen, der oft nach Pommern herüber mußte und sich ärgerte, daß er durchs Meer waten mußte, soll den Gedanken gefaßt haben, sich eine ungeheure Schürze machen zu lassen, sie mit Erde auszufüllen und letztere in den Gellen zu werfen und so einen Erddamm von der Insel bis nach Pommern hin aufzuführen. Wie er nun mit seiner schweren Tracht bis über Rodenkirchen gekommen war, da riß[477] plötzlich ein Loch in die Schürze und es fielen neun Haufen Erde heraus: das sind die neun Berge von Rambin. Der Riese stopfte aber das Loch wieder zu und ging weiter, als er aber bis Gustow gekommen war, riß ein neues Loch hinein und es fielen nun die dreizehn kleinen Berge von Gustow heraus. Dadurch hatte aber der Riese zu viel Erde verloren um seinen Damm fertig zu machen. Es entstand zwar der Prosnitzer Haken und die Halbinsel Drigge, allein den übrigen Raum im Wasser konnte er nicht ausfüllen. Da rührte ihn vor Aerger der Schlag und er starb.

Derselbe Riese hat auch den ungeheuern Stein, der bei dem Dorfe Nadelitz auf dem Wege liegt, der nach Posewald führt, hingeworfen. Als man nämlich zu Vilmnitz, eine halbe Meile von Putbus, eine christliche Kirche zu erbauen anfing, und man im Begriffe stand, den dazu gehörigen Thurm aufzuführen, da dachte er, ein arger Heide, jetzt sei es Zeit, dem Treiben ein Ende zu machen. Er nahm also einen gewaltigen Felsblock, stellte sich auf den Putbusser Tannenberg und warf ihn mit großer Gewalt nach der neuen Kirche, allein er hatte in der Bosheit zu scharf geworfen, der Stein flog wohl eine Viertelmeile zu weit über die Kirche weg, dahin wo er noch liegt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 477-478.
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