457. Fritz Schlagenteufel.

[482] (S. Arndt a.a.O. Bd. I. S. 229 etc. [II. Ausg. S. 191.])


Vor langen Jahren lebte zu Patzig, eine halbe Meile von der Stadt Bergen, ein armer Schäferjunge, der Fritz Schlagenteufel hieß. Der fand eines Morgens zwischen den Hünengräbern, die dort auf der Haide liegen, ein kleines silbernes Glöckchen. Das war von der Mütze eines braunen Zwerges, das dieser die Nacht vorher beim Tanze verloren hatte. Solch ein Glöcklein aber zu verlieren ist für die kleinen Kerlchen eben so schlimm, als wenn sie das Spänglein am Gürtel verlieren, sie können nicht eher wieder einschlafen, als bis sie es wieder haben. Der Zwerg konnte nun aber sein Glöckchen nicht gleich suchen, denn er durfte nicht alle Tage hinaus aus seinem Berge auf die Oberwelt, sondern nur einige Tage im Jahre. Als er aber endlich einmal herauskam, da war Schlagenteufel nicht mehr im Dorfe Patzig, sondern hatte sich als Schafknecht nach Unruh bei Gingst vermiethet. Indeß der Zwerg spürte ihm nach und so hörte er denn eines Tages den Schäfer mit dem Glöckchen klingeln. Schnell verwandelte sich nun der Zwerg in eine alte Frau und suchte demselben das Glöckchen mit glatten Worten abzuschwatzen, allein jener ging nicht darauf ein und erst, als er ihm ein weißes Stäbchen dafür bot, mit dem er angeblich zaubern könne, gab er es hin. Das Stäbchen hatte aber die geheime Kraft, daß alles Vieh, was damit getrieben ward, viele Wochen eher fett wurde und zwei Pfund Wolle mehr trug als andere Schafe. Dadurch ward nun Schlagenteufel bald der reichste Schäfer auf Rügen, der sich zuletzt ein Rittergut, Grabitz bei Rambin, kaufen konnte und selbst noch ein Edelmann ward.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 482.
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