557. Der schwarze Vogel.

[551] (S. Hennenberger S. 232.)


Im Jahre 1595 am 12. Januar ist eine Holländerin, die vor dem Kneiphof in Königsberg in der Vorstadt gewohnt und so lange sie hier mit ihrem Manne sich aufgehalten, nie mit diesem zu Gottes Tische gegangen war, weil ihr das Herz darüber geschlagen, da sie gerade hochschwanger war, doch endlich zum Abendmahl gegangen. Als sie nun wieder nach Hause kam, nahm sie ein Gebetbuch vor um darin zu lesen und dachte bei sich, sie wolle ihren Mann bereden, auch dasselbe zu thun. Da kommt auf einmal ein ganz unbekannter Vogel mit seltsamen Klauen zum Fenster herein in die Stube geflogen, fliegt erst um sie herum, dann aber ist er ihr unter den Unterrock, den man damals Katrinchen nannte, gekrochen und die Magd hat ihn nur mit großer Mühe dort fangen und zum Fenster hinauswerfen können. Die Frau hat aber gemeint, es sei dies ein Teufelsvogel, der ihr angezeigt habe, daß sie nicht glauben möge, sie könne noch selig werden, wenn sie wieder zum Abendmahl gehe, sie sei einmal verdammt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 551.
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