605. Die Wahrzeichen der Stadt Danzig.

[581] (S. Berckenmeyer, Cur. Antiquarius Th. I. S. 892. 893.)


Als Wahrzeichen der reisenden Handwerksgesellen, daß sie in Danzig gewesen, rechnete man auf dem hohen gewölbten Saale im Junkerhofe einen sehr hohen eisernen Ofen, auf dem ein Weib abgebildet war, welches sich hinterwärts im Spiegel beschaute. Als ein zweites galt, daß man im Zeughause beim Junkerhofe sonst beim Eintritt einen eisernen geharnischten Mann sah, dessen Haupt inwendig mit einem Mechanismus ausgestattet war, so daß er auf den Zuruf des Zeugmeisters seine Augen verdrehte und mit dem in der Hand gehaltenen Degen seine Exercitien machte.

Auf dem Markte in demselben Junkerhofe ist ein hochgewölbter hoher Saal, in welchem sonst die Vornehmen der Stadt sich mit einem Trunk zu ergötzen pflegten. Sie hatten unter einander eine Brüderschaft mit vielen Privilegien. Wer Bruder derselben ward, mußte zum Willkommen aus einem großen vergoldeten Pokale, in welchen über eine Kanne ging, trinken und dabei ward gesagt, wer denselben ganz austrinke, der möge den Becher mit nach Hause nehmen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 581.
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