608. Der Mönch in der Trinitatiskirche.

[582] (S. Karl. Th. I. S. 34.)


Die jetzige Trinitatiskirche in der Danziger Vorstadt gehörte sonst zu dem hier befindlichen Franciscanerkloster. Einst fand man in einer der Zellen desselben ein Mädchen versteckt, welches schon längst mit dem hier hausenden Mönche in einem heimlichen Verhältnisse lebte. Beide Schuldige wurden ergriffen, das Mädchen ward zum Eingemauertwerden verdammt, der Mönch aber entfloh aus dem Kerker, versteckte sich einige Tage unter dem Dache der Kirche und als die Klosterknechte im Begriffe waren ihn hier zu ergreifen, stürzte er sich durch eine in das Dach gebrochene Oeffnung auf die Straße hinab, starb aber auf der Stelle. Noch heute bezeichnet ein gelbes Kreuz im grünen Felde an der Südseite des Kirchendachs den Fleck, wo er hinausgesprungen ist. Seit jenem Tage aber verloren die beiden ausgezeichneten Glocken der Klosterkirche ihren Klang und konnten nie wieder gebraucht werden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 582.
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