635. Sagen von Marienburg.

[601] (S. Berckenmeyer, Cur. Antiquarius S. 889.)


Das Schloß Marienburg ist als die Residenz des deutschen Ritterordens so fest gewesen, daß man dasselbe unter die drei berühmtesten Schlösser Europas rechnete. Die Häuser der Stadt aber waren meistentheils aus Holz oder Lehm, woher der Spruch kam:


Maryenburg ex luto, Ofen ex saxo, ex marmore Mayland.


Dort war auch eins von den fünf raren Secreten, welche von dem deutschen Orden in Preußen erbaut und den Danzigern zum Schimpf und Possen die Danziger genannt worden sind. Das vornehmste und größte davon ist aber zu Marienwerder gewesen, an dem Fluß Liebe, welches von einem unzüchtigen Domherrn erbaut ward, welcher, als er um seiner Unzucht halben gestraft ward, sagte: »er wolle hinführo etwas in die Liebe thun«, diesen Fluß die Liebe darunter verstehend. Die übrigen drei sind zu Balga, zu Graudenz und zu Riesenburg gewesen.

Am Ende des 1656. Jahres soll zu Marienburg bei Erbauung des Vollwerkes der schwedische Commandant unter der Erde auf einer messingenen Tafel folgende uralte Prophezeihung gefunden haben, deren große Buchstaben mit rother Farbe gedruckt waren.


FrVstra affeCtanDo poLonJaM 1656

reCte perDes LJVonJaM 1657

aC sJCCJne ConCVLCaberJs breMa 1638

non tJbJ pLVs parebJt CreDo poMeranJa 1659

Jn fJne DepLorabJs Jpse SVeCJaM 1660

qVo VaDJs MJser CaroLe 1662.


Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 601.
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