651. Der Glomssack zu Memel.

[609] (S. Erläut. Preußen Th. IV. S. 240. Ziehnert Bd. II. S. 151.)


An der äußern Festungsbrücke zu Memel befand sich früher ein Glomssack von Metall gegossen, welcher zwei Centner schwer war und zum Auf- und Niederlassen der Brücke diente. Von seiner Bedeutung erzählt man sich folgende Sage. Einst hat König Erich von Schweden das Schloß Memel belagert, die Besatzung aber hat sich tapfer vertheidigt, bis nichts mehr zu[609] essen übrig war als ein einziger Litthauischer Glomskäse. Sie hielten nun einen Rath, wie sie wohl den Feind glauben machen könnten, daß sie noch vielen Vorrath an Lebensmittel hätten, und der Beschluß fiel dahin aus, den Glomskäse zum Hohn ins feindliche Lager zu schleudern. Es geschah und der Fürst ließ sich durch die List täuschen und hob, weil er am Siege verzweifelte, die Belagerung auf. Zum Andenken aber an die gelungene Täuschung ward der metallne Glomssack gegossen und an der Stelle der Mauer aufgehängt, von wo man den wirklichen Käse aus ins feindliche Lager geschossen hatte.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 609-610.
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