661. Warum sonst die Juden nicht in Preußen wohnen durften.

[614] (S. Hennenberger S. 431.)


Vor Zeiten wohnten hier auch Juden unter dem Orden, da sagte ein Jude einem armen Fischer, er solle eine consecrirte Hostie in Holz einspinden und mit an das Garn hängen, da werde er viele Fische fangen und reich werden, und dies geschah auch. Der Jude ward später um anderer Sachen willen hingesetzt und bei der Folter bekannte er auch dies, und da die Diener den Fischer holen wollten, und sie derselbe gewahr ward, machte er sich davon und wollte durch die Weichsel schwimmen, er ertrank aber. Nun wußte man nicht, in welchem Holze die Hostie war, doch hat man an einem Lichtlein, so des Nachts über selbigem Holze brannte, es gemerkt und die consecrirte Hostie herausgenommen und verbraucht. Deshalb durfte noch im 16. Jhdt. kein Jude in Preußen wohnen, sie durften auch in keine Stadt einreiten oder fahren, sondern nur zu Fuß hinein gehen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 614.
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