746. Der Engelgroschen.

[669] Bei Belsen steht tief im Walde eine Kapelle, in welcher Holzläufer und Wanderer ihre Andacht zu verrichten pflegen. Einst war eine arme Frau aus der Umgegend in diesen Wald gegangen um dürres Holz zusammenzusuchen und hatte ihren kleinen Knaben, den sie mitgenommen, aus den Augen verloren. Plötzlich zog ein schweres Gewitter herauf, sie mochte rufen, wie sie wollte, der Knabe kam nicht. Als das Unwetter vorübergezogen war, fing sie von Neuem an zu rufen und zu suchen, endlich kam sie auch an die Kapelle, trat hinein, siehe da lag ihr Knabe auf den Stufen des Altars, aber er war todt, in seiner Hand jedoch hielt er eine glänzende Silbermünze. Dies war ein sogenannter Engelgroschen, den, wie man sagt, die Engel dafür geben, wenn sie den Eltern ein Kind vor der Zeit entführen.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 669.
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