1041. Meerpohl bei Hagen.

[858] (S. Nieberg ebd. S. 237.)


In der Nähe vom Dorfe Hagen stand einst eine Kirche. Dieselbe versank wegen eines Mordes und an der Stelle, wo sie gestanden, entstand ein Teich, der Meerpohl genannt. Die ältesten Leute der Umgegend behaupten noch, in ihren jungen Tagen die Spitze des Kirchthums im Wasser gesehen zu haben. Auch will man am Weihnachtsmorgen das Geläute der Glocken zur Frühkirche aus der Tiefe herauf vernommen haben.

Um den Geist des Erschlagenen zu versöhnen, wallfahret die Gemeine zu Hagen in der großen Prozession am Frohnleichnamsfeste auch zum Meerpohl, wo eine Station angebracht ist. Seit einigen Jahren klingt aber das Geläute nicht mehr herauf aus dem Wasser, weil der Geist des Erschlagenen jetzt versöhnt ist und seine Seele Ruhe gefunden hat.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 858.
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