1071. Das Klageweib.

[874] (S. ebd. S. 147.)


In der Lüneburgischen Heide läßt das Klageweib sich sehen. In stürmischen Nächten, wenn der Mond aus überhinziehenden Wolken sparsam hervorblickt, wankt es riesengroß, mit todbleichem Angesichte und schwarzen Augenhöhlen in weit hinflatternde Leichentücher gehüllt und streckt sich mit seinen ungeheuern Armen lang über das einsame Bauernhaus, entsetzliches Wimmern in das brausende Dunkel hinausstoßend. Unter dem Dache, über welches das Klageweib sich hinlehnt, muß noch im Laufe des Monats einer der Hausgenossen sterben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 874.
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