1281. Die Nachtmahr zu Höstörp.

[1047] (S. Jahrb. Bd. IV. S. 156.)


Hinter Dieck in der Fiekenkath dicht bei dem schwarzen Berge wohnte ein Mann, den hat die Mahr immer des Nachts gepeinigt. Da hat er einmal in das Loch, durch welches die Mahr kam, einen Pflock gesteckt und sie gefangen. Das ist nun aber eine kleine feine Dirne gewesen, die hat er bei sich behalten und sie ist auch ganz im Guten geblieben. Im Hause hatten sie dieselbe recht lieb und sie ist auch mit den Leuten ganz bekannt geworden, wenn aber der Hirte im Dorfe blies, da sang sie: »Da blast de Heer in Amstelredem | Ach! wer melkt nu mien Vader sien Köh?« Nach Jahren, als die Dirne groß und ungemein hübsch geworden war und sich fleißig zeigte, hat der Sohn des Mannes sie gefreit und sie ist Frau vom Hause geworden. Als sie eine Zeit lang zusammengelebt haben, und schon mehrere Kinder hatten, kommt er auf den Einfall, das Haus zu verändern und umzubauen. Das Pflockloch, welches die Maurer nicht kannten, ward auch mit weggerissen und als der Pflock herausgezogen ward, ist die Frau mit einem Male verschwunden und von ihren Kindern und Manne weggewesen. Bei recht schönem Wetter ist sie einmal wiedergekommen, hat die Kinder hinter dem Backofen gekämmt und gewaschen, ins Haus ist sie aber nicht hineingekommen, und nachdem die Kinder erwachsen waren, hat sie sich nicht wiedersehen lassen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1047.
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