1298. Der spukende Leichenzug.

[1055] (S. Jahrb. Bd. V. S. 90.)


Einst kam eine Rantumerin des Nachts von dem sogenannten »Aufsitzen (Apsatten)« oder den dort gewöhnlichen abendlichen Besuchen bei Nachbarn, nach Hause und führte ihre Wollkratzen nebst der verarbeiteten Wolle mit sich, da begegnete ihr ein Leichenzug. Sie wollte ausweichen, konnte aber nicht, das Gedränge war so groß, daß sie, um nicht bis zum Kirchhofe mit fortgerissen zu werden, sich niederwerfen und den Leichenzug über sich hinweg gehen lassen mußte. Als der gespensterhafte Zug vorüber war, raffte sie sich und ihre Wollkratzen wieder auf, allein ihre Wolle war, wie durch eine Windsbraut entführt, davon gestoben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1055.
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