1318. Das Schwert im Schleswiger Dome.

[1064] (S. Müllenhoff S. 126.)


Vor langen Jahren war Schleswig einmal in Feindes Hand und die Soldaten trieben in der Domkirche ihr Unwesen. Es sollen Kosacken gewesen sein. Sie lagerten sich ringsum in den Gängen, tranken, spielten und fluchten. Vor allen einer, dem die Karten entgegen waren, that es den Andern zuvor und rief endlich aus, er wolle Gott die Augen ausstechen, und dazu warf er sein Schwert in die Luft. Das Schwert kam aber nicht wieder herunter, sondern flog durch sich selbst ans Gewölbe hinauf, wo es zum Schrecken der Spieler sitzen blieb.

Gleich nach dem Abzug der Feinde ward es wieder herausgehauen, aber sein Schatten blieb am Gewölbe haften. Oft hat man versucht ihn zu vertilgen; Stein und Mörtel hat man herausgeschlagen und die Oeffnung von Neuem ausgefüllt; doch immer vergebens. Denn am andern Tage war der Schatten wieder da und noch heute zeigt ihn der Küster am Gewölbe über dem Hauptaltare.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1064.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band