Zweyter Auftritt.

[264] ALPHONSUS.

Nein Liberata! Nein! Dich sol noch Ferdinand /

Noch Persens grosse Macht / viel minder Arimant

Von Unsrer Majestät zu seiner Braut erlangen!

Denn deine Schönheit sol alleine mich umfangen!

Ach Liberata! ach! Du Sonne unsrer Zeit

Du VENUS dieser Welt! Du Bild der Göttligkeit!

Verzeih / daß meine Brunst Dir keine andre Flammen

Als Unsre eignet zu! Du wirst auch nicht verdammen

Den Zustand meiner Pein / daß ich dein Vater bin!

Wo sol die Liebe mehr als in den Eltern blühn?

Wo sol die Liebe mehr alß in den Kindern wohnen /

Besonders im Pallast und Gold-besteinten Cronen?

Ach Liberata! Ach! Jedoch was fällt mir ein

Zu lindern meine Qvahl! Jch muß bemühet seyn

Die Printzen ins gesambt / die stündlich sich erkühnen[264]

Jn heisser Liebes-Brunst die Fürstin zu bedienen /

Auß Väterlicher Macht mit dem beperlten Stab

Von unserm Lisabon zu weisen listig ab.

Nur Muth Alphonsus! Muth! Du wirst den Hafen finden!

Der Liebe Klugheit ist unmöglich zu ergründen.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 264-265.
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