Dritter Auftritt.

[283] OCTAVIUS.

Es ist nun zwar bereit der Rache Rosen-Bahn!

Allein Octavius! Was hast du doch gethan?

Was hast du doch gethan? Wo bleibet dein Gewissen?

Wo deines Ambtes Eyd? Ach tödtliches Entschlüssen!

Ach geh Octav in dich! Bedencke was du thust!

Ach sol das Meyneids-Gifft beschwärtzen deine Brust?

Wie wenn dein Fürsten-Hutt sich in ein Klotz verkehrte /

Und deinem stoltzen Haupt deß Henckers Beil gewehrte?

Denn die Verrätherey nimmt selten ein gutt End.

Wahr ists / daß Reu und Furcht in meiner Seele brennt!

Jdoch nur Muth Octav! Der Ehre goldne Kertzen /

Die Persien verspricht / verjagen alle Schmertzen /

Die Kleinmuth mir erweckt. Jch trau dem Tiridat

Und seinem theuren Eyd! Ein Königlicher Rath

Jst keinem Fürsten gleich / dem tapffere Vasallen

Gleichwie dem grossen Schach zu Fuße müssen fallen.

Nur Muth Octavius! Ein Gold-gestickter Saal

Jm grossen Jßpahan / der dreyßig Städte Zahl

Sticht weg ein kahles Hauß in Lisabonens Mauren!

Ja mit der Ewigkeit wird meine Fama tauren!

Drumb auff Octavius! Jag alle Sorgen weg /

Der Ehre Apennin ist meiner Sinnen Zweck!

Zudem kan auch der Eyd nicht füglich seyn gebrochen;

Ein Weiser bleibt bey dem was einmahl Er versprochen.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 283-284.
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