Sechste Szene.

[65] Der Fremde hat unversehens das Kästchen aufgeklappt und fängt an mit goldenen Bällen zu jonglieren. Alle starren plötzlich wie gebunden auf das Spiel.


EINER DER BAUERN. Das ist ein Gauner ...

EIN MÄDCHEN. Und was der im Kasten hat!

EIN ANDERES MÄDCHEN. Nein ... was der bloß im Kasten hat!

EIN BAUER. Ach ... was der im Kasten hat!

DER WIRT. Mein Gott, ja ...


Rapunzel, sich die Tränen aus den Augen wischend, die Nase schnaubend, starrt auch das Spiel des Fremden an.


EIN BAUER. Wirtin, laß liegen ... dir gehört's nicht ...

DIE WIRTIN. Ich werd' die Ketten nicht stehlen ...

DER WIRT. Ich sag' dir ... laß sie liegen ... das alles kommt mir wie eine Versuchung vor ...


Der Fremde hat en passant aus dem Kasten ein gewöhnliches Hühnerei herausgeholt, es wie ein richtiger Taschenspieler[66] vor alle hingehalten und entnimmt nun mit zwei Fingern Seidentüchel um

Seidentüchel daraus. Er wirft schließlich einen ganzen Packen unter die Mädchen.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die armseligen Besenbinder. Leipzig 1913, S. 65-67.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die armseligen Besenbinder
Die Armseligen Besenbinder (German Edition)