Achte Szene

[102] WENDELBORN erscheint sehr weltmännisch. Er ist im Frack. Tritt aus der rechten Tür vorn. Sei gegrüßt, Tobby ... geliebter Freund ... potztausend diese Lilien ... großes, größeres, allergrößtes Erfindergenie ... ich bringe dir mein altes Herz ohne Hehl zum Geschenk ... Vor dem Gartensaal ziehen jetzt eine Fülle Musikanten zum Ständchen auf. auch die Staatsdeputation ist schon auf dem Wege ... also mußt du jetzt gefeiert werden ... Draußen probiert unterdessen die Kapelle ihre Instrumente, während sich Wendelborn eine Rose aus einem Bukett bricht und ins Knopfloch steckt. Nun ... Fräulein Lotte Grasmück ... das ist famos, daß Sie auch noch da sind ... haben Sie sich denn schon ein bißl mit meinem berühmten Tobias Buntschuh angefreundet ... Er wirft plötzlich prüfende Blicke von Radiana zu Buntschuh und wieder zurück. sieht er nicht mit seiner Lilie im Knopfloch großartig aus ... wie ... kleines, gutes Herze ...


Radiana sieht nur scheu und erstarrt auf Buntschuh und wagt ich nicht zu rühren.
[102]

WENDELBORN. Na ... jedenfalls müssen Sie jetzt machen, daß Sie fortkommen ... einstweilen passen Sie nicht hierher ... wenn jetzt all die berühmten Leute erscheinen ... die großen Minister ... und die großen Bürgermeister ... und alle die Prunkherren, wissen Sie ...

RADIANA hat Wendelborn seine Worte vom Munde gelesen. Dann sagt sie bleich und kindlich. Oh ... ich gehe schon, Herr Wendelborn ...


Ab.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 102-103.
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