Scena II.

[18] Petrus.


Ists nicht zuerbarmen, das kein glaub noch trew,

Im Himmel noch auff Erden sey?

Das man sol keiner alten Vettel nicht,

Auch nach dem todt nichts trawen icht?

Denn was ich sage? Mein Weib, die alte Mütze,

Hatt mich gefürt in eine Pfütze,

Darinn' ich schier zu grund versincken solt,

Der alte Pech vnd grobe Vnholt,

Hat mich dazu so fast in ewige schand,

Vorsetzet, mit seim künen tand,

Dann hört mich nur, Heut da ohn als gefahr,

Weis nicht, wohin ich gangen war,

Da fürt den Pech all ritt vnd falbel rein,

Da jhm verbotten war zu sein,

Schleifft er sich hindurch, wem lieb wem leid,

Zun seeligen allen, ohne bescheid,

Ja da jm war verbottn bey hals bey bauch,

Das er nicht hin solt riechen auch,

War mir dazu vntersagt ernstiglich,

Das er nicht rein kem' ewiglich,[18]

Nun hat er mich, der Bube, gefürt in not,

Dazu meine Alte, erbarm es Gott,

Aber sintemal vnd alldieweils versehn jo ist,

So hat man funden zu der frist,

Ein guten rath, in Himlischer session,

Den er hatt selbs bewilligt schon,

Das wo er sich nicht anders wird gebarn,

Vnd seuberlicher alhier farn,

Denn er beuor auff Erden hatt gethan,

All ding schlecht vngestraffet lan,

So wil er selber vngezwungn das Paradis,

Von aussen ansehn, ohn verdris,

Will dann die schuld niemt, dann jhm selber gebn,

Bekennen, jhm sey recht geschehn,

So gilts darauff. Vnd wo mich nicht mein sinn

Betreugt, so ist nicht fern dahin,

Dann jtzo newlich, an dem nehisten Bach,

Ohn alls gefehr ich jhn ersach,

Wie er gantz ebentewrlich stellet sich,

In seinem sinn gar zorniglich,

In dem er sah, wie vnser Jungfrawlein,

Alhier das wasser schepfften ein,

In alte Sieb, vnd gossens aus vorbas,

In gar vorfaulte löcherichte Vass,

Das waren jhm gar töricht nerrische dingen,

In seinen kopff kont ers nicht bringen,

Das macht, er kan bey sich kein rechnung machen,

Wies zugehe doch in Göttlichen sachen,

Wie niemt erlangen kan durch Menschen witz,

Was hie geschicht ins Himels sitz,

Doch wird mans jhn bald leren guter massn,

Wann er nicht wird sein vnart lassn,

Vnd so wirds dann zulang geharret sein,

Wann er sichs Himels sol verzeihn,

Das günn' ich jhm, auff Christi glauben, nicht,

Dennoch erforderts meine pflicht,

Das ich ein auge muss auff jhn je han,

Damit er nicht was richte an,

Vorwar Gott ist den Splitterrichtern feind,[19]

Die klüger, dann Er selber, seind,

Wil zu keim menschen in die Schul nicht gahn,

Auch niemandt zu gebotten stahn,

Er, Er allein wil durchaus haben recht,

Vnd was er thut, sol gelten schlecht,

Des, vnd nicht anders, da wird sonst nicht aus,

Darumb muss ich nun heut beim taus,

Auff den zerrütten Furpech achtung geben,

Das er nicht mach' im seeligen leben,

Ein vnlust, auffrhur, oder meuterey,

Sonst komm' ich selbst in bös gespey.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 18-20.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
Hans Pfriem: Oder, Meister Kecks (German Edition)

Buchempfehlung

Hume, David

Dialoge über die natürliche Religion

Dialoge über die natürliche Religion

Demea, ein orthodox Gläubiger, der Skeptiker Philo und der Deist Cleanthes diskutieren den physiko-teleologischen Gottesbeweis, also die Frage, ob aus der Existenz von Ordnung und Zweck in der Welt auf einen intelligenten Schöpfer oder Baumeister zu schließen ist.

88 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon