Scena VII.

[70] Hans Pfriem.


Ju, Ju, Ju, Ju,

Wer ist nun seliger, denn Hans Pfriem?

Wer wil nun juchtzn vber jhm?

Ju, Ju, frisch auff, Wach hertze wach,

Wer schafft mir nun mehr vngemach?

Wie war ich newlich, nicht vorlangst,

In höchster not vnd todes angst?

Der Himel war mir sauer vnd streng,

Die gantze weite Welt zu eng,

Botz laus, Nun hab ich vberwunden,

Den besten Rath den hab ich funden,

Juch, juch, pfeiff auff, mach mir ein Tantz,

Alle Feind hab ich erleget gantz,

Sie sind geschlagen aus dem feldt,

Mich deucht, sie gaben mir versen gelt,

All vbern hauffen, wie sie heissen,

Wie feindtlich sie sich auch beuleissn,

Mich anzufechten, Ob ich arm Knecht,

Nicht hett im Himmel so gut recht,

Als sie, die Schlapsecke, Renckerfinder,

Die Strauchän, Diebe, vnd Leutbeschinder,

Vnd die verlauffenen Mamelucken,

Die dürffen gantze Camehl verschlucken,

Vnd wolln mich dürres Mücklein seigen,

Ich kan bey Gott jnen nichts verschweigen,

Juh hoschwade, Fahr hin mein trawren,[70]

Nun wil ich wol im Himmel dawren,

Ist aber einer noch so vermessen,

Im gantzen hauffen, Niemt vergessn,

Das er mir nicht den Himel gahn,

Wolan, so findt er hie sein Man,

Hat er ein' muth im hertzen sein,

Wolan, trett er zu mir herein,

Vnd krümme mir nur ein härlein klein,

Ich wil jhm das bald trencken ein,

Wil seinem hohmut redlich stewren,

Mit feustenschlegen jhn zerpeurn,

Das er an mich vnd solchen streit,

Gedencken sol alle ewigkeit,

Auff das der kützel jhn vergeh,

Ist keiner nicht vorhanden meh?

Ich raths euch auch, vnd seid jhr klug,

So günnet mir auch mein recht vnd fug,

Dann jetzo bald, Sol nicht lang wehren,

Das weis ich gewis bey meinen ehrn,

Da werdet jhr sehn die Heiligen all,

So viel jhr hie sind allzumal,

Im Paradeis, zum Hansen Pfriemen,

Versamlet komn, jhn zuuorsünen,

Vnd bitten vmb erlassung jhn,

Den sie verfolget han vorhin,

Das er jhn möcht genedig sein,

Jhr schuld vorgeben vnd vorzeihn,

Dann werden sie mir dancken fast,

Das ich jhnen ruh vergünne vnd rast,

Vnd lass sie bleiben neben mir,

Des Paradeis genossen hier.

Das wird geschehn, gleubt mir fürwar,

Derweil wil ich mich setzen dar,

Her an die eck, zu meiner ruh,

Dem wehsen ferner schawen zu.

Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 70-71.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
Hans Pfriem: Oder, Meister Kecks (German Edition)

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Horribilicribrifax

Horribilicribrifax

Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon