Vierte Szene

[714] STACHUS bringt einen Bogen.

ERNST nachdem er ihn betrachtet hat. Das ist mir viel zu kraus! Komm mal her! Bringst du heraus, was es bedeuten soll?

STACHUS. Ach, Herr, ich bin ein gar einfältiger Mensch!

ERNST. Tut nichts, du gehörst auch mit dazu, Gräber sollen still schweigen, oder so reden, daß auch der Geringste sie versteht! Genau so soll ers machen, wie ichs ihm angab: den Heiland, unsern allbarmherzigen Erlöser, mit ausgebreiteten Armen, die Abgeschiedene zu seinen Füßen, wie man die heilige Martha malt, aber mit verhülltem Gesicht, da doch niemand wissen kann, wie sie jetzt aussieht, und ganz unten ich und mein Sohn Altrecht, wie wir für ihre arme Seele beten! Das sag ihm, dies da kann er auf sein eignes Grab setzen, ich bedank mich dafür, ich hätt mir aus der Kölner Bauhütte etwas andres erwartet, das ist die Reisekosten nicht wert!

STACHUS mit dem Bogen ab.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 1, München 1963, S. 714.
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