2.

[243] Es kommt der Vogel Federlos

Aus hoher Luft gezogen,

Und ist auf Bäumchen Blätterlos

Ganz munter hingeflogen.


Da sitzt der Vogel Federlos

Und fühlt sich recht geborgen,

Und denkt: hier hast du Ruh und Rast.

Wie aber geht's ihm morgen?[243]


Am andern Morgen hat sich gleich

Frau Mundlos hergeschwungen

Und hat den Vogel Federlos

Mit Haut und Haar verschlungen.


Nun rathe, wer da rathen kann!

Ihr habt es jetzt vernommen,

Und wer's erräth, der soll sogleich

Dies Kränzelein bekommen.


Mit Federlos ist der Schnee gemeint,

Der schnell von jedem Bäumlein schwindet

Und wo er sich sonst auf Erden findet,

Sobald Frau Mundlos, die Sonne, scheint.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 243-244.
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