4.
Ein Herz, das zersprungen

[104] Den Menschen fernab

In Sammt und in Trauer

Liegt einsam ein Grab,

Ein Grab an der Mauer.


Kein Marmorstein deckt

Den sinkenden Hügel,

Doch drüberhin reckt

Ein Baum seine Flügel.


Ein Christuskreuz sieht

Aus blühendem Flieder

Und manchmal auch kniet

Ein Weib davor nieder.


Und gestern, als sacht

Ich vorübergegangen,

Da gab ich drauf Acht,

Was die Vögel dort sangen.[104]


Ich lauschte und sieh,

Da war es die alte,

Die Schmerzmelodie,

Die noch niemals verhallte:


Ein Baum, der verblüht,

Ein Ton, der verklungen,

Ein Stern, der verglüht,

Ein Herz, das zersprungen![105]


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 104-106.
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