8.

[499] O, lasst mir meine Himmelsleiter!

Und fragt mich nicht: Woher – wohin?

Nur weiter, weiter, immer weiter ...

Ihr wisst ja doch nicht, wer ich bin!

Ich bin ein Adler und ich fliege,

Die Ewigkeit ist mein Gewand,

Das Herz der Welt ist meine Wiege,

Die Menschheit ist mein Vaterland!


Noch grub kein leuchtender Gedanke

Sich tief in eines Denkers Stirn,

Der nicht schon, stolz auf seine Schranke,

Gelodert hier durch dies Gehirn!

Ich bin ein Adler und ich fliege,

Die Ewigkeit ist mein Gewand,

Das Herz der Welt ist meine Wiege,

Die Menschheit ist mein Vaterland![499]


Die Länder mein und mein die Meere,

So weit die Sonne sie bescheint,

Und ich bin's, dem die Bajadere

Im Tanz noch blutge Thränen weint.

Ich bin ein Adler und ich fliege,

Die Ewigkeit ist mein Gewand,

Das Herz der Welt ist meine Wiege,

Die Menschheit ist mein Vaterland!


Wohl frass die Zeit mit ihren Zähnen

Schon manchen goldnen Heilgenschein,

Ich aber schüttle meine Mähnen

Und war und bin und werde sein.

Ich bin ein Adler und ich fliege,

Die Ewigkeit ist mein Gewand,

Das Herz der Welt ist meine Wiege,

Die Menschheit ist mein Vaterland![500]


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 499-501.
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