Die Völker schwiegen,

schlummerten ...

[243] Die Völker schwiegen, schlummerten, da sahe

Das Schicksal, daß sie nicht entschliefen, und es kam

Der unerbittliche, der furchtbare

Sohn der Natur, der alte Geist der Unruh.

Der regte sich, wie Feuer, das im Herzen

Der Erde gärt, das wie den reifen Obstbaum

Die alten Städte schüttelt, das die Berge

Zerreißt, und die Eichen hinabschlingt und die Felsen.


Und Heere tobten, wie die kochende See.

Und wie ein Meergott, herrscht' und waltete

Manch großer Geist im kochenden Getümmel.

Manch feurig Blut zerrann im Todesfeld

Und jeder Wunsch und jede Menschenkraft

Vertobt auf Einer da, auf ungeheurer Walstatt,

Wo von dem blauen Rheine bis zur Tyber

Die unaufhaltsame, die jahrelange Schlacht

In wilder Ordnung sich umherbewegte.

Es spielt' ein kühnes Spiel in dieser Zeit

Mit allen Sterblichen das mächtge Schicksal.


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Und blinken goldne Früchte wieder dir,

Wie heitre holde Sterne, durch die kühle Nacht

Der Pomeranzenwälder in Italien.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart 1946, S. 243-244.
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