[107] Comœdianten.

Comœdianten betriegen 1) wenn sie ihre Comödien /welche sollen præsentiret werden, trefflich herausstreichen / und vor gantz neue ausgeben / da doch solche wol vor langen Jahren schon gespielet worden /und sie auch sonst nichts rares in sich halten. 2) Wenn sie / die Leute desto häuffiger herbey zu locken / und ihnen gleichsam das Geld aus den Händen zu spielen, immer ausruffen lassen: Heute / heute[107] wird die letzte gespielet! wer noch was schönes zu sehen begehret, der muß sich heute einstellen! Da sie doch wohl noch viele Tage ihr unnützes Gezeug und Spielwerck præsentiren. 3) Wenn sie / zumahl die Marionetten-Spieler / sehen / daß die Spectatores eben kein sonderlich Vergnügen bezeugen / die Leute bereden, es solte auf folgenden Tag besser werden, sie möchten nur wieder kommen, man würde da schöne Leute sehen / und von dem Harlequin würde auch ein lustiges Nachspiel gemacht werden da doch hernach eben die alte Leyer oder nichts bessers wieder gespielet wird. 4) Wenn sie falsche Attestata vorzeigen / und damit / wie ihre Sachen hier und dar so angenehm gewesen, die Leute bereden wollen. 5) Wenn sich eine gantze Compagnie, die einerley Comödien zu agiren gelernet / in zwey Partheyen theilet / und einander allenthalben nachziehet / gleichwohl aber / da die eine Parthey von einem Orte weg ist, die andere die Leute beredet, daß sie gantz neue Comödien agiren wolle, ohngeachtet solche eben diejenige sind, welche die erstere gespielet haben. 6) Wenn sie selbst einander gehäßig sind, und da sie sich in der Comödie nur stellen sollen / als ob sie den andern mit dem Degen attaquiren wollen / solchen aus heimlichen Groll würcklich verwundern, hernach, als sey es von ohngefehr geschehen / vorgeben. 7) Wenn sie ausruffen / ihre Spiele giengen gleich an, man solte kommen / wer noch einen Platz haben wolte / und doch hernach die Zuschauer eine biß zwey Stunden vergeblich sitzen und darauf warten lassen.


[108] Mittel: Ist das beste und Christliche / solchen Landfahrern und Geldschneidern gar kein Gehör zu geben /sondern ihnen gleich Anfangs den Weg zu weisen / damit durch ihre Zoten und Possen niemand geärgert / noch um die edle Zeit und Geld gebracht werde.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 107-109.
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