Frauenzimmer.

[153] Frauenzimmer betriegen 1) Wenn sie die Flecken und Masern / so sie im Gesichte haben, mit denen so genannten Schön-Flecken oder Mouches bedecken, damit man sie vor ausbündig schön halten solle /folglich die Manns-Personen sich zur Liebe gegen sie erwecken lassen, oder sie ihnen zu bösen Begierden Gelegenheit geben mögen / wie jene geputzte und mit dergleichen schwartzen Flecken über und über bekleisterte à la Mode Dame zu sagen pflegte: Sie wolte sich einmahl recht putzen / und in die Kirche gehen / um den Studenten Passiones zu machen. 2) Wenn sie unter ihrem Schmuck falsche Perlen und Edelgesteine haben / und doch das Ansehen haben wollen, daß man solche vor gut und ächt halten soll. 3) Wenn sie vor wohlgewachsen angesehen seyn wollen / deswegen verschiedene dazu dienliche Sachen unter den Kleidern tragen, und sich damit ausbrüsten. 4) Wenn sie Angesicht / Halß und Hände mit Scharlach-Flecken / sogenannter Jungfern-Milch oder Lac Virginis und andern dergleichen Schmincke anstreichen. 5) Wenn sie die[153] rothe oder braune Haare auf dem Kopff und Augenbraunen schwartz färben. 6) Wann sie sich gläserne Augen und Helffenbeinerne, oder von anderer Materie gemachte Zähne einsetzen lassen. 7) Wenn sie die Lippen roth färben. 8) Wenn sie falsche Haare tragen / oder das ihrige so voll Puder streuen, daß man solche vor blond ansehen solle. 9) Wenn sie sich ungeheuer grosse Absätze an beyden Schuhen machen lassen, damit sie vor grösser / als sie sind / angesehen werden mögen. 10) Wenn sie lange und weite Kleider tragen / damit man ihre krumme Füsse nicht erkennen möge. 11) Wenn sie die Schnür-Brüste oder Manteau auf einer Seiten ausstopffen lassen / damit man ihre ausgewachsene Seiten nicht so viel wahrnehmen möge. 12) Wenn sie in Compagnie wohlriechende Sachen bey sich oder im Munde führen, damit man den übelriechenden Othem bey ihnen nicht observiren möge. 13) Wenn sie falsche guldene Ketten / Ringe, Uhren und dergleichen tragen, und andere damit blenden. 14) Wann sie anderer Leute künstliche Nähe- und Stück-Arbeit vor die ihrige fälschlich ausgeben / um vor geschickt und Kunst-reich angesehen zu werden.


Mittel: Fleißige Warnung derer Prediger für dergleichen meist sündlichen / auch den Frauenzimmer selbst an der Seele und Leibes-Gestalt / schädlichen Betrügereyen /sonderlich der Schminck- und Schön-Flecken / wovon M. Schumanns erbaulicher Tract. von Schön-Flecken mit mehrern kan nachgelesen werden.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 153-154.
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