Glaser.

[177] Glaser betriegen 1) Wenn sie / an statt / daß sie die Scheiben mit halb Zinn und halb Bley einfassen sollen / solche nur mit blossem Bley einfassen / und doch hernach vorgeben, es wäre halb Zinn darunter kommen. 2) Wenn sie diese Einfassung gar zu dünn und liederlich machen, auch solche wol an etlichen Orten durchschneiden / damit die Fenster desto eher wiederum mangelhafft werden, und sie etwas zu thun bekommen mögen. 3) Wenn sie das Bley an denen Fenstern nicht breit und tieff genug streichen / damit die Scheiben desto eher wieder herausfallen und zerbrechen, sie aber solcher gestalt fein bald wieder etwas zu verdienen haben. 4) Wenn sie die Scheiben mit dem Diamant zu klein schneiden, und an statt des Abschnitts noch einmahl Fenster-Bley herum thun, welches doppelt zusammen gesetzte Bley aber bey weitem nicht so hält / als wenn sie einfach mit Bley behöriger massen eingefasset werden. 5) Wenn sie in Ausbesserung der Fenster, die Scheiben / welche Sprünge haben / und noch Dienste thun können / heraus nehmen, oder vollends zerschlagen, damit sie nur desto mehr verdienen mögen.[177] 6) Wenn sie mit Fleiß unreines Glas, welches hin und wieder Aestlein oder Stein gewinnet, und an solchen Orten leichtlich zerspringet, wohlfeil einkauffen, und doch eben so theuer als das gute verarbeiten. 7) Wenn sie / an statt des veritablen Crystall-Glases, solches betriegliches, aber sehr wohlfeiles einhandeln und verarbeiten / und dadurch / weil das Arsenicum, so darzu genommen wird, das Glas zwar sehr weiß, aber auch so unbeständig macht / daß es in kurtzer Zeit ritzig / und durch solche Ritzlein, welche sich in grosser Menge darein setzen, gantz verderbet wird, untüchtige Arbeit machen. 8) Wenn sie die Fenster-Ramen mit Farbe anstreichen / damit man nicht sehen möge / daß sie schlechtes und weiches Holtz dazu genommen, da sie doch vorher versprochen / solche aus gutem Eichen-Holtz zu verfertigen. 9) Wann sie die Flügel in denen Ramen nicht recht auf die Falz geschlossen machen /daß Wind und Regen leicht durchdringen kan / und hernach die Schuld auf das Holtz oder wol auf den Gesellen, der fort gewandert, schieben. 10) Wenn sie wurmstichiges oder gantz frisches Holtz zu ihrer Arbeit nehmen / welches resp. nicht lange dauret / und dieses letzte leicht schwindet.


Mittel: Diesen Mängeln insgesamt könte durch gewisse der Glaser-Innung oder Handwercks-Ordnung einzuverleibende Articul vorgebeuget werden.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 177-178.
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