Seiffensieder.

[361] Seiffensieder betriegen 1) Wenn sie beym Seiffensieden in die Kessel gelbe Erde thun / daß die Seiffe davon fein gelb werde, und aussehe, als ob sie noch so gut sey / welches doch nicht ist. 2) Wenn sie den Sud nicht genug durchlassen, daß daher die[361] Seiffe zu aschenhafftig und zu hart wird / folglich im Waschen nicht wohl durchdringet / auch selbst die Wäsche davon sehr gelbe verbleibet. 3) Wenn sie die Seiffe /ehe sie solche verkauffen / gantz weich machen /damit sie nur desto schwerer wiegen möge. 4) Wenn sie zweyerley Gewicht haben, und den Unverständigen die Seiffe mit dem zu leichten Gewichte zuwägen. 5) Wenn sie selbst præparirte Seiffe vor Venetianische / welche sonst vor die allerbeste gehalten wird ausgeben und davor verkauffen. 6) Wenn sie ihre Seiffe mit Rosenwasser bestreichen / daß es einen angenehmen Geruch giebt / und hernach vorgeben, daß es eine mit Venetianischer Seiffe untermengte Seiffe sey. 7) Wann sie die Bologneser Seiffen-Kugeln /welche sonsten vor die feineste Hand-Seiffe passiret /nachmachen und davor denen Unwissenden verhandeln. 8) Wenn sie die sogenannte Mandel-Seiffe, welche man wegen ihrer ohngemeinen leichte / in einem geringen Preiß dem Gewicht nach sonsten haben kan /denen Einfältigen Stückweiß übertheuer anhängen.


Mittel: Könte wohl diensam seyn / wann die Seiffensieder und Lichtziehere / welche meistentheils ein Gewerb haben / mit einer besondern Innung / zu Abhelffung obiger Verbrechen versehen / und eine gewisse nach dem Unschlit-Preiß eingerichtete Taxa von Zeiten zu Zeiten vorgeschrieben / auch jezuweilen bey ihnen Visitation derer Waaren angestellet würde.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 361-362.
Lizenz:
Kategorien: