Spieler.

[393] Spieler betriegen 1) Wenn sie sich in Cavalliers verkleiden, und für grosse Herren ausgeben, in[393] denen fürnehmsten Gasthöfen einkehren, um unter solchen Deckmantel die daselbst logirende Gäste durch ihr betriegliches Spielen ums Geld zu bringen. 2) Wenn sie, um ihren Betrug desto ehender zu verbergen, vorgeben / sie wolten eines pour passer le tems und um weniges Geld mitspielen / nachmahls aber, da sie den Mitspielenden etwas gewinnen lassen, das Spiel erhöhen, und ihre Spitzhübische Streiche anbringen. 3) Wenn sie sich vorher zum Spielen lange bitten lassen, und thun als ob sie eben kein sonderlich Belieben daran hätten / nur damit sie sich bey vielen Gewinnen aus dem Argwohn eines Betrugs setzen mögen. 4) Wenn sie bald im ersten Spielen die besten Karten-Blätter mit einem unvermerckten Kneip oder Ritz zeichnen / damit sie solche erkennen und genau wissen mögen / was der andere in Händen habe. 5) Wenn sie einen an einem gewissen Ort treten lassen, woselbst dieser derer andern Karten übersehen kan, der ihnen sodann an den Knöpffen des Rocks, oder auch wol nur mit dem Finger die Farbe oder Karte des Mitspielers anzeigen muß. 6) Wenn sie die Reisenden /bey welchen sie Geld vermuthen / wie in Holland vielfältig zu geschehen pflegt, anreden / sich mit ihnen bekannt machen / und vorgeben / daß sie eben auch an den Ort, wo die Reisenden hinwollen / zu gehen gedächten, unterweges aber entweder im Schiffe, oder auch in den Herbergen diesen ihren neuen Cameraden ein Karten-Spiel / um die Zeit zu vertreiben /anbiethen und ihre Betriegereyen durch falsches Spielen an ihnen ausüben.[394] 7) Wenn sie um andere anzukörnen gantze Hände voll Silber und Gold herfür ziehen, und dabey sagen, dieses alles wolten sie zum Spielen daran wagen. 8) Wenn sie, da der eine Theil mit Geld nicht mehr versehen, solchen zureden, daß sie ihm schon borgen wolten, unterdessen sich nach vollbrachtem Spiel eine Handschrifft auf so und so viel von ihm geben lassen, und endlich / wo dieser nicht beschimpffet seyn will, das Geld heraus drucken. 9) Wenn sie ungleich fallende Würffel bey sich tragen / und damit die Leute anführen. 10) Wenn sie die Karten so mischen, daß die Aß oder Täuser ingleichen die so genannte Scharwentzel / als die besten Blätter unten zu liegen kommen, und hernach bey Herumgeben der Karte sich solche unvermerckt zu partiren. 11) Wenn sie bey dem Contre-Labet oder dergleichen dem einen, so nebst mehrern mitspielet, das Spiel in die Hände / oder zu seinem Vortheil spielen, damit er gewinne / allein zu dem Ende / weilen beyde einen heimlichen Karn mit einander angeleget. 12) Wenn sie ihren Gegentheil im Spiel zu einem grossen Spiegel setzen / in welchem sie dessen Karte sehen können. 13) Wenn sie thun, als liessen sie eine gantz neue Karte aus dem Kram-Laden langen, solche aber vorhero schon mit unvermerckten Zeichen marquiret / da sie die vornehmsten Blätter von aussen kennen. 14) Wenn sie die Würffel / wie man zu reden pfleget / kneipen. 15) Wenn sie bey Vermerckung /daß der Gegentheil gute Karte bekommt, solchen oder sich ein Blatt zuviel oder zu wenig, geben / damit man noch einmahl ausgeben müsse. 16) Wenn sie im Kegel-Spiel[395] die Kegel zu ihrem Vortheil setzen, oder setzen lassen. 17) Wenn sie in solchen / da man z.E. Schlüssel oder Kegel nach der Kugel wirfft, mit dem besten Spieler es anlegen, daß sie auf solche Art zusammen kommen / und denen andern, die des Boselns oder Kegelns nicht so kundig / desto ehender abgewinnen können. 18) Wenn sie wissen und es sehen, daß sie dem andern in Spielen es bevor thun / gleichwol mit ihm um sein Geld spielen, und also ihn vorsetzlich darum bringen. 19) Wenn sie im Kegelschlagen ein oder zwey davon ohnvermerckt mit dem Fuß oder auch mit der Hand / in welcher sie die Kugel halten / umwerffen. 20) Wenn sie den vördern Eck- und Gaß-Kegel, an welchen sie anschlagen wollen, allzueng zusammen setzen / damit sie alle 9. fällen mögen. 21) Wenn sie die hintere Eck- und Gaß-Kegel fein weit voneinander setzen lassen, damit sie desto gewisser den König mitten heraus schieben können. 22) Wenn sie falsch zehlen, und wo es der andere beredet, mit dem Irrthum entschuldigen. 23) Wenn sie / da der andere Theil nicht Achtung hat / ein baar Schritte von Ziel ab näher gehen / oder im Abschlagen die Kugeln verrucken. 24) Wenn sie durch Geschwindigkeit auf dem Bret-Spiel, Damen-Spiel oder Schach-Spiel ein Feld überhüpffen. 25) Wenn sie in dergleichen Spielen / da der Gegentheil etwan sich umschauet / die Steine verrucken.


Mittel: Das sicherste und beste Mittel wieder alle obige Betrügereyen ist / sich alles nach heutiger Art[396] wohl bey GOtt nichts verantwortlichen / besonders aber des Geld-Spielens / als welches ohne dem ein unrechtmäßiger Griff / reich zu werden / gäntzlich zu enthalten / und hergegen die edle und unwiederbringliche Zeit zu bessern /und GOtt wohlgefälligern Verrichtungen anzuwenden.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 393-397.
Lizenz:
Kategorien: