Vorbericht an Schauspieler und Leser

[5] Es ist mein Vorsatz, bürgerliche Verhältnisse dramatisch zu behandeln. Ich machte auch dieses Stück in der Absicht und erwarte nun das Urteil des Publikums. Der Herr Hofgerichtsassessor Schüßler aus Hannover hat durch einen gütig mitgeteilten Auszug älterer Akten mir einen Teil der Handlung gegeben. Ich bitte jeden, der in einem öffentlichen Amte den eignen Gang der Begebenheiten, ihre sonderbare Entstehung und Entwickelung, die Verschiedenheit, die harten Ecken der Charaktere zu beobachten Gelegenheit hat, mich mit Auszügen von solchen Gerichtsverhandlungen, wo Leidenschaft die Triebfeder von Glück oder Unglück war, zu beschenken.

Mich dünkt, die Bühne sei dann dem Staate von wesentlichem Nutzen, wenn sie zeigt, wie gute Menschen durch Schwächen und Vorurteil sich das Leben verderben. Darstellung des richtigen Ganges bürgerlicher Begebenheiten, Berührung der Punkte, wo sich die besten Menschen trennen, war mein Zweck; und ich wünsche, daß Leser und Zuschauer mein Stück mit gutmütigem Gefühle, mit dem Drange, etwas Nützliches zu tun, verlassen mögen. Nach diesem Zweck muß ich von solchen Leuten beurteilt werden. – Binnen Jahr und Tag hoffe ich manchen Beitrag erhalten zu haben – wenn anders meine gegenwärtige Arbeit nicht mißfällt.

Iffland[5]


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August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 5-6.
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Die Jäger. Ein ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen