Vierzehnter Auftritt

[75] Amtmann. Pastor.


PASTOR. Herr Amtmann –

AMTMANN äußerst zuvorkommend. Ah – bon jour, mein lieber Pastor –

PASTOR. Weil ich Sie doch grade allein finde –

AMTMANN. Was wäre –

PASTOR. Ich habe Ihnen etwas zu sagen, womit ich zwar bis nach Tische warten wollte – aber wer weiß – fände der Augenblick sich so – und dann mag ich auch ungern etwas, das mich drückt, lange gegen jemand auf dem Herzen behalten.

AMTMANN. Ich bin ganz Ohr, mein lieber –

PASTOR. Eben erhalte ich aus dem Konsistorium den Befehl, mich zu verteidigen – über zehn Punkte zu verteidigen, deren Sie mich angeklagt und deshalb auf meine Entfernung gedrungen haben.

AMTMANN. Wie? – Das ist ein Irrtum!

PASTOR. Das ist Ihre Unterschrift.

AMTMANN. Lieber Pastor – ich – es ist –

PASTOR sanft. Habe ich Sie jemals beleidigt?

AMTMANN. Nein – o nein – ich – die Sorge für – ich dachte –

PASTOR. Ich kann mich verteidigen und werde Ihnen meine Antwort zuschicken. Um mich ganz wehrlos gegen Sie zu machen – da ist ein Billet an mich von Ihrer Gemahlin, worin sie mir hundert Reichstaler anbietet, wenn ich, im Namen der Religion, die Heirat des jungen Försters mit Friedriken hindern wollte. – Geben Sie es ihr zurück.

AMTMANN. Die gute Frau – Mißdeuten Sie das nicht – es ist Bigotterie –

PASTOR. Was es sei – es ist wieder in Ihren Händen.[75]

AMTMANN. Sein Sie versichert, ich schätze Sie – und wenn –

PASTOR. Das Gespräch kann Ihnen nicht angenehm sein – Lassen Sie uns abbrechen. Nur – Sie sahen, ich handle offen und ehrlich; vergelten Sie mir das nicht mit Bösem! Ich bin ein armer Mann, mit notdürftigem Auskommen, gehe jedem gerne aus dem Wege und trachte nach nichts als Ruhe. Lassen Sie mich in Frieden leben – sonst versündigen Sie sich.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 75-76.
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