Siebenter Auftritt

[88] Vorige. Pastor.


OBERFÖRSTER. Nun? Wer hatte denn recht? Sagte ich es nicht meiner Frau gleich, es täte nicht gut mit dem Amtmann und mir?

PASTOR. Sie haben also wohl auch eine unangenehme Unterredung mit ihm gehabt?

OBERFÖRSTER. Je nun – angenehm mag sie ihm nicht gewesen sein – Wenn ich still bin wie der dumme Jürge, so nennt er mich eher ami; sage ich Wahrheit, so bin ich ein Jagdbauer. Daß er mich jetzt zu Hause so nennt, dafür stehe ich. – Was hat denn unten meine Alte mit dem Erbfräulein angefangen?

PASTOR. Mamsell Zeck mochte längst das Verständnis der[88] jungen Leute bemerkt haben, ohne deswegen auf eine Heirat zu fallen. Die Nachricht davon wirkte übel auf sie. Die gute Frau Oberförsterin, die nun niemanden etwas Unangenehmes sagen kann, war dabei sehr in Verlegenheit und wollte immer überall gutmachen.

OBERFÖRSTER. Hm, als wenn ich sie sähe. – Und Friedrike? –

PASTOR. Ist auf ihrem Zimmer. Den Amtmann habe ich zwar nicht gesprochen, er ließ seine Tochter unten abrufen; aber aus der Art, wie er sie über den Hof mit sich fortriß, vermutete ich, was hier vorgegangen ist.

SCHULZ. – Nehmen Sie mir es nicht für ungut – ich meine, nun müßte es doch wegen des Herrn Amtmanns mit uns bald ein andres Ansehn gewinnen.

PASTOR. Wieso?

SCHULZ. Ei – es müßte besser mit uns werden. Die Herren in der Stadt – sagt mein Sohn, der Gestudierte! – schreiben frisch darauf los für die Landwirtschaft.

PASTOR. Neue, gute Grundsätze gewinnen nicht so schnell die Oberhand. Das Vorurteil drückt den Keim des Guten wieder unter den Boden. Indes hat Er selbst mir gesagt, das Gutachten dieser Herren habe Seine Äcker um die Hälfte verbessert.

SCHULZ. Ja, das ist wahr.

OBERFÖRSTER. Wahr! – Gott segne unsern guten Fürsten! – Wahr. Aber Herr Pastor – so ein Tier mit langen Klauen, wie den Amtmann, sollte man einsperren. Der Fürst und wir wären wirklich um ein Großes gebessert! Und – die Summe zu gewinnen, bedarf es keiner Preisfrage! – Ein zerrissenes Patent und eine feste Tür. Die Wache geben die Untertanen gratis.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 88-89.
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