Neunter Auftritt.

[266] Graf Hyazinth. Rath Greif.


HYAZINTH. Ja, mein lieber Herr Geheimerath! – so hat uns niemalen noch etwas eingeleuchtet und unserm Herzen Ruhe, und auch Contentement gegeben, als der Rath, uns von der alten Baronesse los zu sagen. Heute hat sie mich dermaßen in Angst und Noth gejagt, daß ich wohl sagen mag – sie ist eine Espèce von Jesabel.

GREIF. Ich rufe nun das Fräulein und den Grafen Bardenrode; deklariren Sie die Heirath rund heraus. – Sagen Sie der Baronesse dasselbe, und wenn sie die Tochter weigert, melden Sie, daß Sie sich anderwärts vermählen wollen. Sagen Sie, daß Sie zur Auseinandersetzung mit der Baronesse die Austräge der Nachbarschaft erbitten wollen. Auf[266] alle Fälle fahren wir dabei desto besser. Wird sie gewaltthätig – so gibt man ihr eine Ehrenwache, vor dem Aufruhr der Unterthanen sie zu schützen – läßt sie indessen nicht aus dem Zimmer, und gibt den Unterthanen Stoff, die Baronesse selber bei den Reichsgerichten anzuklagen.

HYAZINTH. Fort bien! – Ich gehe lieber – lieber in den Krieg, als daß ich von der Dame mich länger maltretiren lassen sollte.

GREIF. Die Lage will Extremität – und Festigkeit. Geht ab.

HYAZINTH. Parbleu! ich bin wirklich entschlossen! – Allein – da fällt mir bei, die Baronesse hat von mir gegen den Geheimenrath Verhaftsbefehle. – Que Diable! – Hm! – so gleich wird sie ihn nicht gebrauchen. Geschieht es aber – läßt sie ihn arretiren; nun – so bin ich den Geheimenrath doch los. – Enfin, wenn ich mich heut zu Bette lege – plagt mich doch morgen einer minder – Sie oder er. – Ich muß doch meine Herren Brüder zuförderst von der Mariage unterrichten. Er klopft an des Grafen Baptist's Thüre.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 266-267.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Figaro in Deutschland
Revolutionsdramen: Figaro in Deutschland. Die Kokarden. Das Erbtheil des Vaters.