Sechster Auftritt.

[126] Vorige. Horfmann.


HORFMANN. Die gnädige Frau von Dominique sind so eben zu dem Herrn Gemahl gerufen. Nachher wollen sie sogleich –

DELOMER. Ich lasse meine Tochter rufen, und ich verlange sie gleich aus der Stelle.

HORFMANN. Sehr wohl! Geht ab.

GRAF. Lieber Baron, ich bin ein aufrichtiger Freund und Nachbar. Folgen die mir, spielen Sie mir die Urkunde von den lieben Kindern in die Hände, und zahlen Sie mir, je eher, je lieber die noch versprochenen 10000 Thaler aus. Sonst steht Ihnen etwas – wie soll ich mich expliciren – Schmachartiges bevor.[126]

DELOMER. Wenn Sie mich böse machen, Herr Graf, so hebe ich alles auf. Ich erlasse Ihnen Ihr Wort, und Sie zahlen mir die 20000 Thaler zurück, die ich nach Ihrem eignen Geständnisse über den Werth des Gutes bezahlt habe.

GRAF. O, der Handel ist einmal geschlossen; das Geständnis war bloß mündlich, ich erinnere mich seiner nicht einmal mehr, und erwarte sehr ruhig, ob Sie, aus dem nie genug zu bestimmenden Werth des Gutes, die zu hoch angeschlagene Kaufsumme so gerichtlich darthun können, daß ich in deren Ersatz verurtheilt werde. Gegen die projektrirte Familienverbindung sichert mich Ihr, nie erweislich zu machender, mir vorgespiegelter Adel.

DELOMER. Herr Graf, wie muß ich Sie kennen lernen?

GRAF. Als einen vorsichtigen Kavalier! Und was ich Ihnen zuletzt aus wahrer Freundschaft noch sage – ist das – seyn Sie gleichfalls vorsichtig!

DELOMER schlägt die Hände zusammen. Es ist schändlich! Aber in diesem Augenblick ist die Mißhandlung mir willkommen. – Einen so ungeheuren Verlust können weder Vater noch Sohn mir zumuthen. Sie werden zürnen; – aber sie werden sich fügen. – Jetzt Muth im Sturme, so landen wir bald im Hafen.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 126-127.
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