Eilfter Auftritt.

[146] Dominique Vater. Delomer.


DOMINIQUE V. nickt im zu. Ja, lieber Brüder! – ich bin denn, Gottlob, hier. Da Sie nun gerade im Begriff sind, diese und jene Verfügung für die Kinder zu treffen, die mich doch nahe angeht, so ist es nun auch nöthig, ein Wort davon zu sprechen, was künftig aus mit werden soll.

DELOMER. Wie so? Wir werden gewiß recht glücklich mit einander seyn.

DOMINIQUE V. Mit einander? Er schüttelt den Kopf. Ja, das ist nun eben die große Frage.

DELOMER. Das kann wohl keinem Zweifel unterworfen seyn.[146]

DOMINIQUE V. Ich werde immer eine feine Weile hier seyn. Aber ich kann denn doch nicht hier bey euch bleiben.

DELOMER. Warum nicht? Ja, allerdings.

DOMINIQUE V. Nein, Herr Delomer! Fest. Zu seiner Zeit gehe ich zurück in mein Vaterland.

DELOMER. Das gebe ich nicht zu. Nimmermehr!

DOMINIQUE V. ernst. Das kann gar nicht anders seyn.

DELOMER. Wie? So sollte –

DOMINIQUE V. Verlieren Sie deshalb kein Wort! – Die Frage ist nur die, wer von hier wird mit mir gehen?

DELOMER herzlich. Lieber Dominique! wir lassen dich nicht.

DOMINIQUE V. Ey gut das! So geht alle mit mir!

DELOMER entschlossen. Das kann nicht seyn.

DOMINIQUE V. Warum nicht?

DELOMER. Wir haben uns hier angekauft. Wir haben –

DOMINIQUE V. Man kauft an – man verkauft wieder.

DELOMER. Wo denkst du hin?

DOMINIQUE V. Nach Hause.

DELOMER. Und was blühet dir dort noch?[147]

DOMINIQUE V. O – mancherley! Da ist mein Garten –

DELOMER. Du sollst hier einen Garten aussuchen. Welcher dir gefallen wird, soll –

DOMINIQUE V. Keiner! denn der allerschönste ist doch nicht mein Garten in der Vorstadt St. Victor –

DELOMER. Aber wenn doch ein besserer Platz, als jener ist –

DOMINIQUE V. Was habe ich in meinen Garten nicht alles wachsen, vergehen und wieder wachsen sehen! Wie froh bin ich dort gewesen! Dort werde ich alle Frühjahre wieder stark und jung, und mit jeden Herbste hoffe ich wieder auf ein neues Frühjahr. Dergleichen kann man nur an derselben Stelle erleben, und man findet es auf keiner andern Stelle wieder. Und was sollte ich denn wohl hier treiben? Da ist die Grafenfrau, die weiß schon, daß es mit meinem Adel nichts ist.

DELOMER. Wer hat ihr davon gesagt?

DOMINIQUE V. Sie müssen es nicht übel nehmen! Die Frau ärgerte mich sehr, und bey der Gelegenheit habe ich mich tüchtig verschnappt. Dem Dominique, merke ich wohl, ist die Herrlichkeit hier auch zu enge. Wenn Sie sich nun bekehren, Ihre Schloßgedanken aufgeben, und mit uns in den Reisewagen steigen wollten – so wären wir alle sehr glücklich.[148]

DELOMER. Ich kann nicht. Streng. Es ist unmöglich.

DOMINIQUE V. Das thut mir recht leid. – Nun also zu denen, die hier bleiben! Daß mein Großsohn verkauft werden soll – Sehr fest. daraus wird nichts. Das sage ich Ihnen.

DELOMER. Und wenn ich nun erkläre, daß, um diese Heirath möglich zu machen, ich 20000 Thaler für das Gut zu viel bezahlt habe, die folglich aus dem Fenster geworfen sind, – was werden Sie dann antworten?

DOMINIQUE V. streicht sein Kinn. So werde ich antworten: – es ist viel Geld! – Aber nehmen Sie die Feder zur Hand, denken – es ist mir ein Schiff mit der Ladung untergegangen – gehen Sie an Ihr Buch, und streichen Sie mit fester Hand die 20000 Thaler ganz ruhig aus.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 146-149.
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