Neunte Szene.

[103] Robert, Henriette und Helfer.


HENRIETTE tritt mit Helfer leise aus einer Seitentür. Roberts Situation gewahr werdend, stößt sie einen heftigen Schrei aus, eilt auf ihn zu und klammert sich an seinem Arm. Robert![103]

ROBERT. Henriette, du hier!

HENRIETTE. Ja, jetzt erst kann ich dir nahen – weil ich dir jetzt erst meine Liebe beweisen kann. Dein Reichtum hätte sie immer verdächtigt; – jetzt aber – wo du allein, arm und verlassen stehst, jetzt wirst du mir doch glauben, wenn ich dir sage: Ich, ich allein habe dich wahrhaft und uneigennützig geliebt – ich liebe dich noch und werde dich lieben, bis mein Auge bricht.

ROBERT. Liebe? Liebe? O das Wort fällt in mein Herz, wie des Himmels Tau auf dürre Erde! Henriette! – Meine Henriette! Mir, dem Bettler, bekennst du deine Liebe! Sinkt ihr an die Brust.

HENRIETTE. Werden auch nicht stolze Säulen das Dach unseres Hauses tragen, so wird es doch schöner noch das Immergrün der Liebe umranken.

ROBERT ihr zu Füßen sinkend. Henriette, wie konnt' ich mich an dir versündigen! – Kannst du mir verzeihen? Sich erhebend. Mein Vater! Du gibst mir tausendfach, was du mir genommen. – Behaltet eure Millionen, den Reichtum Helfer und Henriette umarmend. wiegen sie nicht auf! Während der letzten Szene ist im Park der Vollmond aufgegangen und beleuchtet die Gegend mit sanftem Lichte.


Der Vorhang fällt.


Ende.
[104]

Quelle:
Friedrich Kaiser: Ausgewählte Werke. Band 1, Wien, Teschen, Leipzig [1913], S. 103-105.
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