1.

[328] 1.

Ein grosser Dichter ist Herr Klaj ohne zweifel/

denn seine Lieder sehn nicht nur auff solche lust/

die Schäfern/ Helden und Liebhabern sind bewust/

Nein; Er besinget Gott und spottet auch den Teufel.

Er preiset Michael/ der mit dem Drachen kriegt/

und Ihn der Christenheit zu Nutz und Schutz besiegt.


2.

Ein grosser Dichter ist Herr Klaj meine Freude/

Er gibt die starcke Schlacht so prächtig an den Tag/

daß niemand seine Kunst mit Warheit tadeln mag/

In dem Er recht beschreibt die Kämpffer alle beyde/

den grossen Michael der seine Waffen trägt

vom Himmel und damit den alten Drachen schlägt.


3.

Ein grosser Dichter ist Herr Klai unser Singer/

Er bringet Fried vnd Trost der werthen Christenheit/

die nun errettet ist von aller Grausamkeit

Deß Satans und der Welt durch unsern Drachen-zwinger/

der uns durch diesen Sieg das frölich Himmels-hauß

eröffnet/ und das Thier geworffen hat hinauß.[328]


4.

Ein grosser Dichter ist Herr Klai bey den Teutschen/

Er bringet artig vor/ wie Michael der Held

Durch seinen Vatter sey von Ewigkeit bestellt

Das alte Schlangen Thier durch seinen Tod zu pejeschen/

zu schützen seine Kirch/ und Sie durch diesen Streit

zu führen auff den Thron der süssen Ewigkeit.


5.

Ein grosser Dichter ist Herr Klai der gekröhnter/

Er wird geliebet und geneidet trefflich sehr/

der reinen Engel Chor erzeigt Ihm Preiß und Ehr/

Es hasset ihn der Drach und zwar als ein verhöhnter.

O wie so selig lebt der Mensch zur jeden frist/

dem Gott sein Schöpffer hold/ der Satan neidig ist.


Seinem vielgeehrten Herrn und treuverbundenen Freunde/ übersendet dieses von Wedel auß Holstein.

Johannes Rist Prediger daselbst/ und

von der Röm. Räis. Majest. Hofe

auß Gekrönter Poet.

Quelle:
Johann Klaj: Redeoratorien und »Lobrede der Teutschen Poeterey«. Tübingen 1965, S. 328-329.
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