|
[49] Entstehet inwendig ein grosser Lärmen, Cyrus, Miketey, Faustibus, Sigelvax, und Soffocles, der Leztere aber bleibt zurück.
CYRUS, MIKETEY, FAUSTIBUS UND SIGELVAX.
Es lebe Pumphia! Es lebe Pumphia!
Sie reissen Kulican vom Thron auf die Erde.
Du Mörder! Henkers-knecht! jetzt seynd wir alle da.
CYRUS.
Und zwar zu deiner Schmach, und gänzlichen Verderben,
FAUSTIBUS.
Es lebe Pumphia
MIKETEY.
Und Kulican muß sterben.
Alle 4. schlagen auf Kulican beständig zu.
KULICAN schreit.
He! kommt kein Mensch zu Hülf? Mortong! stehst du so still?
MORTONG.
Herr! sag, was soll ich thun? es seynd ja gar zu viel.
KULICAN.
Verdammtes Schicksal, ach! so hört nur auf zu schlagen.
CYRUS.
Du hättest auch mit uns Mitleiden sollen tragen.
FAUSTIBUS.
Nun ist es mit dir aus, du must des Todes seyn.
KULICAN.
Verlanget, was ihr wolt, ich gehe alles ein.[49]
CYRUS.
Wolan so stehe auf, ich schenke dir dein Leben,
Doch must du mir mein Reich, und das, was mein ist, geben.
KULICAN zu Cyrus.
Das thu ich herzlich gern, was Wunder! du nicht tod?
Du einen neuen Kopf?
Soffocles kommt a tempo hervor.
Ich half in dieser Noht.
Die Götter machten mir in einem Traum zu wissen,
Daß du unschuldigs Blut niemalen sollst vergiessen.
Die alle macht ich frey
Zeigt auf Cyrum, Miketey, Faustibus, und Siegelvax.
Durch meine Zauber-kraft.
Zu Cyrus.
So hab ich dir dein Reich, und euch die Ruh verschaft.
Und gehet ab.
KULICAN.
Ich wolt nebst Persien mein ganzes Reich verlieren,
Könnt ich nur Pumphia mit mir nach Hause führen.
Allein das Schicksal will, es soll, und kann nicht seyn,
Zu Faustibus.
Mein Freund! behalte sie, sie ist, und bleibet dein.
FAUSTIBUS.
Der ist ein grosser Held, der es so weit kann bringen,
Sein eigner Herr zu seyn, sich selbsten zu bezwingen.
PUMPHIA.
Ja grosser Kulican! wär noch mein Herze frey,
So schwör ich dir gewiß, daß ich dein eigen sey.
Du hast mir Kron, und Thron aus Liebe angetragen.
Zu Faustibus.
Jedoch aus Lieb zu dir, hab ich es abgeschlagen,
Nicht um die ganze Welt, geliebter Faustibus!
Verletz ich meine Treu, das ist mein letzter Schluß.
Der Himmel sey mein Zeug, daß dir mein ganzes Leben
Von diesem Augenblick aufs neue sey gegeben.[50]
Es sey auch meine Treu der ganzen Welt bekannt,
Komm her mein Kulican! hier hast du meine Hand.
Sie gibt den Kulican, welcher sich verwundert, die Hand.
FAUSTIBUS.
Daß man auf Tugend kann sein ganzes Glücke bauen,
Das siehet man
PUMPHIA fällt ein.
In mir den Spiegel treuer Frauen.
Componirt von Joseph Kurz.
Hierauf folget die Pantomim.[51]
Buchempfehlung
Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro