III.

[365] Menippus, Amphilochus, Trophonius.


MENIPPUS. Ich möchte doch wohl wissen, Amphilochus und Trophonius, wie ihr beide, da ihr doch Tote seid wie wir andern, zu der Ehre kommt, Tempel auf der Oberwelt zu haben und für Propheten zu passieren, und wie die albernen Menschen sich einbilden können, ihr wäret Götter?

TROPHONIUS. Was können wir dafür, wenn die Narren aus Unverstand von toten Menschen solche Meinungen hegen?

MENIPPUS. Aber sie würden keine solche Meinungen hegen, wenn ihr nicht bei euern Lebzeiten solche Betrügereien gespielt und euch für Leute ausgegeben hättet, die das[365] Künftige vorhersähen und den Fragenden vorhersagen könnten.

TROPHONIUS. Amphilochus wird sich ohne Zweifel für seinen Anteil zu verantworten wissen. Ich, mein guter Menippus, bin ein Heros und weissage denen, die in meine Höhle hinabsteigen. Es scheint wohl, daß du nie zu Lebadia gewesen bist: denn du würdest sonst nicht so ungläubig sein.

MENIPPUS. Was du sagst! Wenn ich also nicht nach Lebadia gehe, mich mit einem leinenen Leibrock lächerlich ausstaffieren lasse und mit Honigkuchen in beiden Händen durch das enge Mundloch in die dortige Höhle hinabkrieche, so kann ich nicht wissen, daß du, wie du da vor mir stehst, so tot bist wie wir übrigen und nichts als deine Gaukeleien vor uns voraus hast? – Aber bei allem, was wahrsagt! was ist ein Heros für ein Ding? Denn bis jetzt hab ich es nicht ausfindig machen können.

TROPHONIUS. Aus einem Menschen und aus einem Gott zusammengesetzt.

MENIPPUS. Ha! ich verstehe! Es ist kein Mensch und ist auch kein Gott, aber es ist beides zugleich. Wo ist nun deine göttliche Hälfte hingekommen?

TROPHONIUS. Sie erteilt Orakel in Böotien.

MENIPPUS. Ich verstehe nicht allzuwohl, was du damit sagen willst: aber daß du über und über tot bist, das sehe ich sehr deutlich.

Quelle:
Lukian: Werke in drei Bänden. Berlin, Weimar 21981, Band 1, S. 365-366.
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